In meiner Arbeit lassen sich meine Erfahrungen auf der Intensivstation sehr gut mit dem Wissen und der Erfahrungen von Pflegepersonal zusammenführen. Ich habe in meinem Buch „Von Augenblicken und Ewigkeiten“ meine Erinnerungen und Erfahrungen zusammengefasst. Einerseits, um mit meiner eigenen Geschichte umzugehen, andererseits, um meine Erlebnisse zu teilen.
Wasser ist ein zentraler Bestandteil meiner Zeit auf der Intensivstation und deshalb auch verstärkt im Leben nach meiner Krankheit. Es steht für alles, was im Alltag selbstverständlich erscheint, es aber gar nicht ist. Wasser hat heute eine ganz andere Bedeutung für mich als früher. Eine Geschichte dazu, welche tragende Rolle Wasser in meiner Zeit im Krankenhaus, während meiner Genesung, gespielt hat, ist die des Waschfests.
„Pflegerin B. kommt zum Waschen. So wie jeden Tag, aber heute ist alles anders.
Sie sagt: „Heute machen wir ein Waschfest!“ Ich bin gespannt, was da kommen mag.
Zuerst ist alles wie immer. Gesicht waschen, Zähne putzen. Aber dann – Sie nimmt das Leintuch weg, mit dem ich zugedeckt bin, taucht ihre Hände in das warme Wasser und beginnt zu schöpfen. Sie schöpft Wasser aus dem Becken und gießt es über meinen Körper. Immer und immer wieder. Das warme Wasser rinnt über meine Arme, meine Brust, meinen Bauch, meine Beine, Wasser, Wasser, Wasser. Es ist himmlisch!
Sie lässt Wasser über meinen Körper laufen, nimmt einen Waschlappen und streicht behutsam über meine Haut. Ich liebe Wasser, immer, in jeder Form, das Wasser ist hier ein Highlight des Tages und dieses Waschfest heute ist unfassbar schön. Ich genieße es so sehr. Bald schwimmt das ganze Bett und ich fühle mich wie im Schlauchboot, wenn die Kinder fünf mal raus und rein sind. Da steht dann auch für immer das Wasser drin.
Langsam wird es kalt, das Wasser kühlt so schnell aus. Schade. Ich werde abgetrocknet, das Bett wird frisch bezogen. Und ich habe den ganzen Tag etwas zum Träumen.“
© Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main. Aus: Guschlbauer, Brigitte: Von Augenblicken und Ewigkeiten, 2018, S. 47f.
Aufmerksamkeit in der Pflege ist keine Frage der Zeit. Dieses Waschfest hat nur unwesentlich länger gedauert, als die „normale“ Pflege. Aber ich bin gesättigt mit Zuwendung, bin stabiler, ruhiger und zuversichtlicher als an vielen anderen Tagen.
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